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Pierre Marteau's Publishing House
 

DER CHORAL VON LEUTHEN

Carl Froelich (unter Mitarbeit von A. von Cserepy und Walter Supper). Deutschland 1933

Production Company: Froelich-Film GmbH., Berlin
Distribution: Verleiher-Kollektiv (Bild und Ton GmbH., Berlin; Bild und Ton GmbH., Düsseldorf; Werner Film-Verleih GmbH, Berlin; Osvo-Film, Oskar Vogt, Hamburg; Richard Goldstaub, Tonfilm-Verleih, Frankfurt am Main)

Manuskript: Dr. Johannes Brandt und Ilse Spath-Baron, nach einer Idee von Friedrich Pflughaupt
Based on: nach dem Roman »Fridericus« von Walter von Molo
Music: Marc Roland

Gesamtausstattung: Franz Schroedter
Fotografische Leitung: Franz Planer
Kamera-Assistenz: W. Blum und von Kaweczynski
Tonkamera: Hans Grimm
Standfotos: A. Schmoll
Tonsystem: Tobis Klangfilm

Cast:
Otto Gebühr (König), Olga Tschechowa (Gräfin Mariann), Elga Brink (Komtesse Charlotte), Harry Frank (Hans von Wustrow), Paul Otto (Prinz Heinrich, Burder des Königs), Hans Adalbert von Schlettow (Herzog Moritz von Dessau), Jack Mylong Münz (General Seydlitz), Hugo Froelich (General von Möllendorf), Werner Finck (Christian, cand. der Theologie), Wofgang Staudte (ein sächsischer Offizier), Josef Dahmen (Georg, friderizianischer Soldaten), Veit Harlan (Paul, friderizianischer Soldat), Wlater Jansen (Herzog Carl von Lothringen), Anton Pointner (Pandurenoberst Rawitsch), Otto Hartmann (Kornett), Ludwig Trautmann (österreichischer Offizier), Fritz Spira (österreichischer Offizier), Oskar Marion (österreichischer Offizier)

 

Reviews:

    Illustrierter Filmkurier, »Der Choral von Leuthen«, 1933
    (Nr. 1923, 15. Jg.)

    Dezember 1757. Auf den zerweichten, grundlosen Landstraßen Schlesiens wälzen sich die Trümmer der geschlagenen preußischen Armee rückwärts. Mit letzten Kräften, ohne Disziplin, ermattet, verhungert.
    Die Zieten-Husaren decken noch den Rückzug. Aber auch sie müssen bald der Übermacht weichen. In dem Schloß Lissa finden sie letzte Zuflucht.
    Unter ihnen ist auch Rittmeister v. Wustrow. In der langen Zeit der Besetzung Schlesiens durch preußische Turppen hat er das Schloßfräulein Charlotte v. Mudrach kennen und lieben gelernt. Jetzt heißt es, Abschied nehmen. Vielleicht für immer. Aber die beiden wollen nicht voneinander lassen. Eine Kriegstrauung vereinigt sie für immer.
    Da aber stürmen schon die Österreicher heran. Wustrow muß mit den letzten Resten der Armee fort.
    Weiter geht der entmutigende, hoffnungslose Rückzug.
    Da naht von Osten her König Friedrich. Er hat bei Roßbach die Franzosen geschlagen und ist nun in Eilmärschen nach Schlesien gekommen, die drohende Katastrophe aufzuhalten.
    Und ein Wunder geschieht.
    Beim Anblick des Königs, des vergötterten Führers der Soldaten, ist ein neuer Geist in die verrotteten Truppen gefahren. Wie unter einem unerklärlichen Zwang folgen sie dem straffen Tritt der Garde, dem befeuernden Rhythmus der Marschmusik, aus dem regellosen Haufen entmutigter Flüchtlinge, wird eine Schar entschlossener, begeisterter Soldaten.
    Der König läßt keine Zeit verstreichen. Ohne seine Generäle zu fragen, ohne auf die Mahnungen seines Bruders zu hören, die alle eine Fortsetzung des Kampfes gegen die erdrückende Übermacht für Wahnsinn halten, trifft er seine Anordnungen.
    Er weiß, daß es für ihn keinen anderen Ausweg mehr gibt: siegen oder sterben. Er muß alles wagen, um alles zu gewinnen oder kämpfend unterzugehen.
    Das Schicksal ist ungewiß. Die ganze Nacht hindurch arbeitet der König, mit immer neu aufgepulverter Kraft. Während die Truppen schon in der Stille der Nacht in ihre Stellungen marschieren, ohne Licht, ohne Laut, um dem Feind die Absichten nicht zu verraten, sorgt der König für alle Eventualitäten. Nicht nur militärische Dinge entscheidet er, er denkt auch an die notwendigen Arbeiten in der Heimat, um alles vorbereitet zu wissen, für den Fall, daß er den kommenden Tag nicht überleben sollte.
    Zum Schluß diktiert er einem zum Tode verurteilten Deserteur sein Testament. Dann erst wirft er sich auf das Bett, um noch ein paar Minuten zu ruhen, ehe die große Entscheidung beginnt. Wustrow steht in dieser Nacht auf Vorposten. Unbekümmert um die Feinde schleicht er heimlich zum Schloß Lissa, um seine Frau zu sehen. Im Garten treffen sie sich.
    Aber auf Schloß Lissa sitzt das österreichische Oberkommando. Ein junger Kornett, der sich in Charlotte verliebt hat und ihr ein nächtliches Ständchen bringen will, entdeckt im Garten den preußischen Rittmeister, schlägt Lärm.
    Wustrow muß fliehen. Bei der Verfolgung fallen ein paar österreichische Soldaten. Und Charlotte kommt in den Verdacht, wichtige Dinge an die Preußen verraten zu haben. Sie muß vor ein Kriegsgericht gestellt werden, das für den Abend des nächsten Tages angesetzt wird. Feldmarschall Daun will selbst den Vorsitz übernehmen, um die Komtesse, der er keine böse Absicht zutraut, vor der drohenden Gefahr zu rerren.
    Es ist zwei Uhr nachts.
    Jetzt endlich ruft der König seine Generäle zusammen. In einer flammenden Ansprache reißt er die Widerstrebenden noch einmal mit. Keiner wagt, sich seinem Willen entgegenzustellen, keiner verläßt ihn. - So geht es in die Schalcht.
    Durch sein berühmt gewordenes Ungehungsmanöver täuscht er den Feind, schlägt er die dreifach überlegene Heeresmacht.
    Als der Abend herabsinkt, ist die Entscheidung gefallen. Der Feind muß auf der ganzen Linie den Rückzug antreten.
    In überströmendem Gefühl stimmen die Truppen, die Außerordentliches geleistet, die Unwahrscheinliches wahr gemacht haben, den Choral an: »Nun danket alle Gott!« Nur der König gönnt sich keine Ruhe. Er reitet fast allein voraus, um die Verfolgungslinien für den nächsten Tag festzulegen.
    So gerät er auf Schloß Lissa mitten unter die Offiziere des österreichischen Kommandos, die eben im Aufbruch sind.
    Sie könnten schon längst über alle Berge sein. Aber Oberst Rawitsch, ein wütender Preußenhasser, will vorher das Urteil gegen die vermeintliche Spinon, Komtesse Charlotte, vollstrecken. Die anderen Offiziere wiedersetzen sich, es entsteht ein Streit, in dem der fanatische Rawitsch sicher die Oberhand behalten würde - da rettet der König durch sein Kommen, ohne es zu wissen, das Leben einer Frau, die - als Gattin eines preußischen Offiziers im Herzen schon längst preußisch geworden ist. Der König weiß, daß er verloren ist, wenn er nicht seine Haltung bewahrt. Er spielt den Überlegenen. Erst langsam erholen sich die Österreicher von ihrer Verblüffung und erkennen, daß der König allein ist. Schon wollen sie ihn als ihren Gefangenen erklären - - - - da klingt von draußen der Choral herein. Die Truppen sind ihrem König gefolgt. Singend umringen sie das Schloß, brausend steigt der Choral zum Himmel empor.
    Der fromme Gottesglaube der Soldaten hat den König gerettet.
    Und während das Dankgebet weit übber das Feld klingt, reitet der König schon weiter. Sein Kopf muß für alle sorgen. Er darf sich keine Ruhe gönnen ...